FARBENPHOTOGRAPHISCHE GESELLSCHAFT FPhG - CHROMOPLAST VERLAG

Chromoplast-Bilder
Initiator der Chromoplast-Bilder war der aus Ingelfingen stammende Professor Dr. Christian Rumm (1967-1938). Kurz nachdem die ersten Autochromplatten in den Handel gebracht wurden, trat Rumm an die Aufgabe heran, zu Schulzwecken Raumbilder von schönen, wertvollen Schmetterlingen, Käfern, Blumen, Mineralkristallen in Naturgröße anzufertigen. Er versprach sich auf diesem Gebiete ganz besondere Triumphe der Farbenfotografie. Um die Leistungsfähigkeit der Autotypie zu prüfen, stellte Rumm die Naturkörper (siehe Abbildung unten) der Tafel IV (aus "Das Raumbild", Jahrg.I, Heft 8) zusammen, ließ von ihnen (er selbst photographierte damals noch nicht) im Frühjahr 1909 durch Photograph Hans Hildenbrand, Stuttgart, eine Autochromaufnahme machen und übergab das Bild der Graphischen Kunstanstalt August Schuler, Stuttgart, zur Klischierung in drei Farben. Rumm war von der Leistungsfähigkeit des autotypischen Farbdrucks für das Papier-Raumbild in überzeugender Weise dargetan und strebte die Produktion stereoskopischer Bilder nach Autochromen im Dreifarbendruck an. Dafür meldete er im Januar 1910 ein Gebrauchsmuster an, außerdem im November 1910 als Warenzeichen das Wort CHROMOPLAST.
 
Stereoskop ISOSTEREO
Die seinerzeit üblichen "Amerikanischen Stereoskope" vergrößerten zu stark und ließen dadurch das  Druckraster der Chromoplast-Bilder störend hervortreten. Um diesen Mangel zu beseitigen konzipierte Rumm für die Farbdrucke ein nicht vergrößerndes Stereoskop. Dieses war nicht mit Linsen, sondern mit planen Glaskeilen ausgestattet. Dieses Stereoskop meldete er im Januar 1910 als Gebrauchsmuster an und dazu im November 1910 die Bezeichnung ISOSTEREO als Warenzeichen. Im Jahr 1911 übernahm der Spielzeughersteller Georges Carette & Co., Nürnberg, das Gebrauchsmuster für das Spezial-Stereoskop sowie  das Warenzeichen ISOSTEREO.

Hans Hildenbrand Verlag
Die ersten 3 Serien mit je 12 Chromoplastbildern  wurden 1910 bis 1911 von dem bekannten Stuttgarter Photographen Hans Hildenbrand aufgenommen und verlegt.
Serie I     1-12, Genrebilder, Blumen, Landschaften
Serie II  13-24, Herbst am Gardasee, Winterbilder aus Schwaben, Palmengarten in Frankfurt
Serie III  35-36, Westliche Dolomiten, Aus Blumengärtnereien Stuttgarts

Farbenphotographische Gesellschaft m.b.H. (FPhG)c2926n
Die Farbenphotographische Gesellschaft FPhG  wurde im September 1911 in Stuttgart als GmbH gegründet. Gesellschafter waren die Stuttgarter Hermann Schober, Buchhändler, die Inhaber des Belser -Verlags Karl und Alfred Wacker, sowie August Schuler, Inhaber der gleichnamigen Graphischen Kunstanstalt. Es gab folgende Veränderungen, ab der vierten Serie wechselten die Serien-Nummer von römischen zu arabischen Zahlen und die Bilderzahl der Serien verringerte sich von zwölf auf sechs. Bis 1919 vergrößerte sich Anzahl der nummerierten Serien von 4 auf 53 (siehe Abbildungen unten ), dazu kommt noch die ohne Serien-Nummer geführte Chromoplast-Serie mit 24 Bildern.

Chromoplast-Verlagc2926o
1916 übernahm die Firma Jacobs & Kosmehl, Berlin, einen Teil der Farbenphotographischen Gesellschaft und führte die Vermarktung und den Versand der Chromoplast-Bilder in eigener Regie durch, zunächst als Jacobs & Kosmehl Verlag, später als Chromoplast-Verlag. Die FPhG, die  weiterhin als eigenständiger Kunstverlag tätig war, wurde 1919 von der Münchner Uvachrom GmbH übernommen und als FPhG Zweigunternehmen in Stuttgart fortgeführt. 1920 wurde das Warenzeichen "Chromoplast" auf Jacobs & Kosmehl überschrieben.  Auf späteren Serien wurde dann nur noch die Bezeichnung Chromoplast und das neue Firmenzeichen CV verwendet.  Die Geschäfte des Chromoplast-Verlages liefen die ersten 10 Jahre sehr gut. In dieser Zeit kamen weitere 20 Serien dazu und die Anzahl der Serien vergrößerte sich auf 73 und dabei blieb es, ab 1926 ging die Nachfrage stetig zurück.

Heinrich Kingenberg
Mitinhaber und später Alleininhaber des Jacobs & Kosmehl Verlags und damit auch des Chromoplast-Verlags war der Kaufmann Heinrich Klingenberg aus Berlin. Klingenberg geriet in finanzielle Schwierigkeiten, mußte um seinen Verpflichtungen nachzukommen, den größten Teil seiner Habe verkaufen. Nach einem erfolglosen Selbstmordversuch mit seiner Frau in Nizza, ließ sich Klingenberg von seiner Frau (einvernehmlich) scheiden. Er trat als Witwer auf, der vermögenden verwitweten Frauen Heiratsabsichten vorspiegelte, um an deren Geld zu kommen. Nachdem er eine Reihe von Frauen betrogen hatte, wurde er im März 1936 verhaftet und im Mai 1936 vor Gericht gestellt. Er wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und saß bis 1939 im Strafgefängnis Hoheneck in Stollberg /Erzgebirge. Der Chromoplast-Verlag existierte bis zur Löschung durch das Amtsgericht Berlin bis  zum Dezember 1938. Die Verfügung der Löschung wurde dem Alleininhaber Klingenberg im Gefängnis übergeben. Nach seiner Entlassung kehrte der 63jährige Klingenberg zu seiner geschiedenen Frau zurück und zog nach Augsburg. Offensicht  verfügte er noch über größere Lagerbestände von Chromoplast-Bildern und verkaufte diese wohl  bis zum Kriegsende. Der Versand der Bilder erfolgte in den gleichen Versandtaschen (siehe Abbildung unten ) wie er sie vorher in Berlin verwendet hatte mit gedruckter Adresse: Jacobs & Kosmehl, Chromoplastverlag, Berlin und Stempelabdruck: Heinrich Klingenberg, Augsburg, Annastraße 8. Der Poststempel datiert vom 17.12.1943.

(Quelle: Dieter Lorenz, Hohenpeißenberg, eigene Recherchen.)

c2926

c2926f

c2926g

c2926h

c2926i

c2926j

c2926k

c2926l

c2926m

c2926b

c2926c

c2926d

c2926e