Original STEREAN + STEREAN II Stereovorsatz macht jede gewöhnliche Kamera zur Stereokamera, hier an einer Voigtländer VAG mit Rollfilmsansatz 6 x 9. Momentaufnahmen - Nahaufnahmen bis zur Naturgröße - Autochrombilder auf unzerschnittener Platte - Vollendete Plastik - Gestochene Schärfe - Direktes Kopieren ohne Umkleben. Paßt für alle Formate von 4,5 x 6 bis 13 x 18 cm. Verstellbare Spiegel. Das STEREAN gilt als Vorläufer der Stereovorsätze. Erfunden und hergestellt von Eugen Pogade, Alexanderplatz, Berlin. Vertrieb um 1914 von G. Aßmann, Ingenieur, Elbing, Königsberger Str. 42, Westpreußen. Weitere Informationen siehe Gebrauchsanweisung. Das Inserat stammt aus dem Buch “Anleitung zur Stereoskopie” von Dr. W. Scheffer.

Stereoskopansatz „Sterean“

Neuerdings bringt die Firma E. Pogade in Berlin einen Stereoskopansatz „Sterean" in den Handel (Fig.11). In dem Sterean sind zwei Paar Silberspiegel eingebaut. Die beiden äußeren Spiegel vertreten die beiden Objektive einer Stereokamera, sie werfen das Licht auf die inneren Spiegel und von da in die Kamera. Durch diese eigenartige
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Konstruktion findet im Objektiv eine Bildvertauschung statt, wodurch das linke Bild auf die rechte Hälfte der Platte kommt und das rechte Bild auf die linke Hälfte (Fig. 11a). Daher ist ein Zerschneiden des Negativs oder Positivs nicht nötig, die Kopien sind sofort seitenrichtig. Der Sterean wird mittels eines Aufsteckringes auf das Objektiv einer gewöhnlichen Kamera aufgesetzt (die Stellung der äußeren Spiegel muß der Brennweite des Objektives entsprechend reguliert sein) und die Aufnahme in gewöhnlicher Weise gemacht. Jede Kamera läßt sich durch den Ansatz in eine Stereokamera verwandeln, soweit erscheint das Instrument also sehr praktisch und vorteilhaft, leider aber steht den Vorteilen der große Nachteil entgegen, daß die Bilder einen viel zu kleinen Bildwinkel haben, was leicht erklärlich ist. Haben wir z. B. eine Handkamera für 9 x 12 cm mit einem Objektiv von 12 cm Brennweite, so ist der Bildwinkel auf ganzer Platte ca. 70°, während ein mit dem Sterean und diesem Objektiv hergestelltes Stereoskopbild nur ca. 35° Bildwinkel hat, was für die meisten Zwecke viel zu wenig ist, zumal noch unscharfe Bildränder das brauchbare Bildfeld vermindern. Man wird deshalb den Sterean zweckmäßig nur in Verbindung mit weitwinkeligen Objektiven verwenden.
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Aus HANDBUCH DER STEREOSKOPIE von Otto Schilling, 1910. (© Text überarbeitet von D. Schulte)

Sehr geehrter Herr Schulte,

mit grosser Freude habe ich auf Ihrer Webseite das "Sterean" gefunden, das mein Großvater Eugen Pogade damals erfand, und weltweit versendete. (Zu diesem Zweck gründete er damals eine eigene Firma "Sterean Vertrieb")

Mein Großvater Eugen Pogade, wurde 1868 in Berlin geboren. Er war zunächst sehr erfolgreicher Solotänzer an der Berliner Staatsoper (ausgezeichnet durch den damaligen Generalintendanten von Hülsen), musste dann mit ca. 26 Jahren das Tanzen durch eine erhebliche Rheumaerkrankung aufgeben, und gründete 1895 als siebter Fotohändler in Berlin sein Fotogeschäft am Alexanderplatz direkt neben "Aschinger"(auf alten Postkarten des Alexanderplatzes sieht man die Werbung "Photographisches Atelier" leider ohne den Namen Pogade). Er galt damals ebenfalls als Fotoindustrie, da er seine Apparate fast ausschliesslich durch den Kunden zusammenstellen liess und dann nach Wünschen des Kunden individuell baute. Dieses Geschäft betrieb er ebenfalls sehr erfolgreich bis zum Jahre 1910, wo er das Geschäft verkaufte, um sich mit seiner neu gegründeten Familie (er hatte 1908 geheiratet) zur Ruhe zu setzen. Durch die Inflation in den Zwanziger Jahren verlor er viel Kapital, so dass er im März 1927 erneut ein Fotogeschäft eröffnen musste, diesmal allerdings unter dem Namen seiner Frau Maria Pogade. Er starb im Januar 1945.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Pogade

Berlin, 05.08.2010